Buber

Buber
Buber,
 
1) Martin, jüdischer Religionsphilosoph und Sozialphilosoph, * Wien 8. 2. 1878, ✝ Jerusalem 13. 6. 1965, Enkel von 2); wuchs bei seinem Großvater in Lemberg auf, studierte Kunstgeschichte und Philosophie in Wien, Berlin, Leipzig und Zürich. Seit 1898 wirkte er als Redner, Herausgeber und Erzieher in der zionistischen Bewegung. 1902 gründete er den Jüdischen Verlag für Übersetzungen hebräischer und jiddischer Werke; arbeitete seit 1919 gemeinsam mit F. Rosenzweig u. a. am Freien Jüdischen Lehrhaus in Frankfurt am Main; seit 1923 lehrte Buber jüdische Religionswissenschaft und Ethik an der Universität ebenda, verzichtete jedoch 1933 auf sein Lehramt; 1938-51 Professor für Sozialphilosophie an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Buber wurde 1953 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, 1963 mit dem niederländischen Erasmuspreis ausgezeichnet.
 
Bubers Hauptziel war die menschliche und politische Erneuerung des abendländischen Judentums aus dem Geist der Bibel und des Chassidismus, dessen Texte er sammelte und interpretierte. In das Zentrum seiner pädagogischen, religiösen und politischen Anschauungen stellte er das »dialogische Prinzip«, dargelegt in »Ich und Du« (1923), das unmittelbare Verhältnis des Menschen zum jeweiligen Gegenüber, sowohl im menschlichen Miteinander als auch in der Beziehung des Einzelnen zu Gott. Diese Einstellung beeinflusste die moderne Pädagogik, Philosophie und Psychiatrie, ebenso eine Reihe protestantische und katholische Theologen. Vor und nach der Staatswerdung Israels trat Buber für die friedliche Koexistenz von Arabern und Juden in einem binationalen föderativen Staat in Palästina ein. - Bubers Verdeutschung der hebräischen Bibel (begonnen mit F. Rosenzweig) ist eine einzig dastehende Verbindung deutscher Sprachformung und jüdischer Bibelexegese.
 
Weitere Werke: Die Schrift, 20 Bände (1926-38, verdeutscht gemeinsam mit F. Rosenzweig; neu bearbeitet Ausgabe, 4 Bände, 1954-62); Der Jude und sein Judentum. Gesammelte Aufsätze und Reden (1963).
 
Ausgaben: Werke, 3 Bände (1962-63); Gespräche, Briefe, Worte, herausgegeben von W. B. Goldstein (1967); Briefwechsel, herausgegeben von G. Schaeder, 3 Bände (1972-75).
 
 
W. Grünfeld: Der Begegnungscharakter der Wirklichkeit in Philosophie u. Pädagogik M. B.s (1965);
 G. Schaeder: M. B. Hebr. Humanismus (1966);
 R. Moser: Gotteserfahrung bei M. B. (1979);
 M. Cohn u. R. Buber: M. B., a bibliography of his writings, 1897-1978 (Jerusalem 1980);
 H. Kress: Religiöse Ethik u. dialog. Denken (1985);
 U. Vetter: Im Dialog mit der Bibel. Grundlinien der Schriftauslegung M. B.s (1993);
 H. J. Werner: M. B. (1994);
 G. Wehr: M. B. Leben, Werk, Wirkung (Zürich 1996).
 
 2) Salomon, jüdischer Bankier in Galizien, * Lemberg 2. 2. 1827, ✝ ebenda 28. 12. 1906, Großvater von 1); wurde als Herausgeber zahlreicher antiker und mittelalterlicher (hebräischer) Schriften (v. a. Midraschim) bekannt.

Universal-Lexikon. 2012.

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